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Bei den Subventionen geben Hirsche nicht ganz so viel her.

Trotzdem hat sich Rolf Meister für sie entschieden: „Sie gefallen mir halt ganz besonders“.

 

Rolf Meister hält Damhirsche – mitten im Dorf Küttigkofen. Vorerst vor allem zur Freude. Später aber sollen sie geschlachtet werden. Falls er sich dann überhaupt noch von seinen Tieren trennen kann.

 

„Bauvorhaben: Zaun und Unterstand für Hirsche“, so lautete die Baupublikation vor einem Jahr. „Beides war gar nicht so einfach wie ich mir dies vorgestellt hatte, weil Küttigkofen in der Juraschutzzone liegt“, sagt Rolf Meister heute. Einen Monat lang baute er zusammen mit seinem Sohn Daniel am Unterstand und Gehege. Nun freut er sich an seinem ziegelgedeckten Holzhäuschen in der Hofstatt hinter dem Elternhaus. Und er freut sich vor allem an seinen Hirschen.

Am 6. Dezember kamen ein Bock, fünf Muttertiere und fünf Einjährige an der Dorfstrasse 44 in Küttigkofen an. Sie stammen alle aus seinem Zuchtbetrieb, sind sich die Haltung im Gehege vom ersten Lebenstag an gewohnt. In der Zwischenzeit hat sich bereits Nachwuchs eingestellt: Die Herde ist um drei Kälber angewachsen.

 

Finanziell eher nachteilig

Rolf Meister ist gelernter Bauer, er arbeitete lange in der Landi und fährt nun seit genau zehn Jahren mit dem Lastwagen für McDonald’s – oder genauer für die Firma Handel, Logistik und Service (HLS) in Oensingen – kreuz und quer durch die Schweiz. 1997 übernahm er im Nebenerwerb den elterlichen Bauernbetrieb in Küttigkofen. Sein Vater hatte noch Kühe, er selber ein paar Gusti vom Cousin und etwas Ackerbau.

„Die Idee mit den Damhirschen trug ich schon ein paar Jahre im Kopf“, sagte er, „Strausse wären zwar wirtschaftlich sinnvoller, aber die Hirsche gefallen mit halt ganz besonders“. Die eleganten Tiere werden denn auch mit Sicherheit ein Hobby bleiben. „Für viele hauptberufliche Landwirte sind Hirsche zu wenig interessant, denn ihr Faktor bei den Direktzahlungen beträgt gerade mal 0,1 Grossvieheinheit“. Zum Vergleich: Eine Kuh gilt als eine ganze Einheit.

Trotzdem hat sich die landwirtschaftliche Hirschhaltung in der Schweiz während den letzten Jahren etabliert. Jährlich werden über 3500 Tonnen Wildfleisch importiert. Die in den Gehegen produzierte Menge Hirschfleisch entspricht zirka einem Prozent des Konsums. Zurzeit werden in der Schweiz in 400 Betrieben 8000 Tiere gehalten. Unter anderem in Biberist, Bätterkinden und Lengnau.

 

In Freiheit ohne Chancen

In der Schweiz wird ausschliesslich der europäische Damhirsch gehalten. Dieser kam nach der Eiszeit nur noch in Kleinasien vor und wurde erst durch die Phönizier und Römer wieder im gesamten Mittelmeerraum verbreitet.

Er wurde überwiegend in fürstlichen Gattern gehalten und später teilweise freigelassen. In der Schweiz kommt der Damhirsch in freier Wildbahn nicht vor. Würden heute Zuchttiere freigelassen, hätten sie laut Rolf Meister kaum eine Überlebenschance und müssten geschossen werden.

 

Seppu kriegt Konkurrenz

Hirschhaltung ist nach eidgenössischem Tierschutzgesetz bewilligungspflichtig. Der Zaun muss stabil und mindestens zwei Meter hoch sein. Meister darf aufgrund der Stallfläche 20 Hirsche halten. Deren Standortansprüche sind bescheiden, allerdings muss genug unterteilbares Weideland zur Verfügung stehen. Die „Nutzungsdauer“ eines Zuchttieres beträgt mindestens zehn Jahre. Hauptbrunstzeit ist von Mitte Oktober bis Mitte November. Meisters zutraulicher Bock „Seppu“ soll nun als Ansporn einen jüngeren Konkurrenten bekommen.

Die Trächtigkeit dauert 230 bis 240 Tage. Das Geburtsgewicht liegt bei 4,5 Kilo. In 16 Monaten kann es sich bei männlichen Tieren verzehnfachen. Weibliche Tiere erreichen dann 35 bis 40 Kilo, ausgewachsen mit drei bis vier Jahren können es 70 Kilo werden. Geschlachtet wird in der Regel mit 16 Monaten. Damhirsche sind gegen Krankheiten sehr widerstandsfähig.

Rolf Meister ist 51 Jahre alt: „Ich wollte mir etwas aufbauen, damit ich mit 65 nicht in ein Loch falle“. Er schaut nun täglich nach seinen Hirschen, bringt ihnen auch mal ein paar Brötchen aus dem Abfall seines (Fast-Food)Arbeitgebers mit: „Die mögen sie nämlich am liebsten. Jetzt muss ich noch ein Schild „Füttern verboten“ anbringen, weil die Hirsche auch von vielen Passanten entdeckt wurden. Die Reaktionen sind durchwegs positiv.“

 

Besucher willkommen

Rolf Meister bittet interessierte Personen allerdings, sich doch bitte bei ihm persönlich zu melden, dann dürfen sie die Tiere unter Aufsicht im Gehege besuchen oder füttern. Im Sommer versorgen sie sich selber auf der Weide. Im Winter werden sie aus dem Gras- und Maissilo mit Heu und Maiswürfeln gefüttert.

Die Hirsche sind Rolf Meister in der kurzen Zeit schon sehr ans Herz gewachsen. Vorerst will er seine Zucht auf 20 Tiere ausbauen. Fleisch gibt es also frühestens in einem Jahr.

Robert Grogg

Landwirt und Fast-Food-Transporteur: Rolf Meister, Küttigkofen

 

 

Rolf Meister
Dorfstrasse 44
4581 Küttigkofen
032 677 23 80
079 215 43 25

Solothurner Tagblatt vom 19. Juli 2004

Rolf Meister

Der Hirschflüsterer von Küttigkofen

 

 

 

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